Szilvásgombóc/Pflaumenknödel oder Wie ich lernte Oma-Arbeit zu schätzen

Aus Deutschland kennt man süße Mittagessen ja eher nicht, traditionell ist es hier ja eher eine Kartoffeln-Fleisch-Sauce-Gemüse-Kultur. In Ungarn, durch seine Zwei-Gänge-Mittagskultur ist es keine Seltenheit, dass es süße Hauptgerichte gibt. Erst ein schönes herzhaftes Süppchen, dann so 2-3 Pflaumenknödel („Knödel“ ist schon ein seltsames Wort, wenn man ausm Norden kommt). Traumhaft! Eigentlich wollte ich die Knödel schon letztes Jahr ausprobieren, aber in einer Wohnheimsküche, die insgesamt 14 Personen nutzen und die unter diesen Umständen einfach nicht so sauber sein kann, wie man es sich wünscht, hab ich es dann doch sein gelassen. Aber seit ich vor 4 Monaten mit Mitbewohner F. und Mitbewohnerin U. zusammen gezogen bin, kann ich/wir endlich auch aufwendigere Sachen kochen. So eben auch diese Szilvásgombóc.

Das letzte Mal habe ich sie vor drei Jahren bei meiner Tante E. aus Ungarn gegessen.  Zwar hatte ich noch ihre Flüche im Kopf: „Das ist Arbeit für Omas! Sowas kann man nur Kochen, wenn man Zeit hat! Dieser verdammte Teig!“ Aber ich wollte es selbst mal ausprobieren, weil der Kartoffelteig so schön vielseitig ist: Pflaumenknödel kann man machen oder Aprikosenknödel oder sogenannte „nudlis“ oder „krumplipogácsa“, Plätzchen aus dem Teig, die einfach in tiefem Fett ausgebacken werden …

Ich schweife ab, zurück zu den Szilvásgombóc. Zunächst sollte man sagen, dass sich der Aufwand schon gelohnt hat (zumindest für mich), sie haben tatsächlich so geschmeckt wie in Ungarn! Es war erheblich mehr Aufwand als gedacht, hat aber nur unwesentlich länger gedauert. Der Teig war extrem klebrig, so dass ich fast doppelt soviel Mehl verbraucht habe, als angegeben. In den Teig habe ich nur soviel Mehl reingeknetet wie im Rezept stand, aber um die Hände, das Brettchen und den Teller, auf dem die geformten Gombóc zwischenlagerten, war doch sehr viel notwendig. Normalerweise sollte ein Teig entstehen, den man ohne größere Probleme ausrollen kann. Davon war meiner um Lichtjahre entfernt, ich konnte mit viel Mühe eine Rolle aus dem Teig formen, um davon Haufen abzutrennen, die ich dann in Flache Scheiben klopfte. Aber das ging wirklich erstaunlich gut, wenn man die Hände vorher eingemehlt hat und Reste vom Kartoffelteig von den Handflächen abgekratzt hat. Auch haben die Knödel alle gehalten, keiner ist aufgegangen. Bin ein bißchen stolz! Ich werde das Rezept für den Kartoffelteig hier auch veröffentlichen, aber teste demnächst definitiv noch andere, um den perfekten Kartoffelteig zu finden. Die Herstellung der Knödel an sich wird der andere Teig ja nicht beeinträchtigen.

Dieses wird auch mein erstes Rezept für einen Blog-Event sein und zwar für diesen (leider krieg ich den Banner hier nicht in den Text. Weiß jemand Hilfe?). Denn trotz der Schweinearbeit bei der Zubereitung sind doch sehr ansehnliche und leckere Szilvásgombóc bei rumgekommen, die auch den vier Mitessern geschmeckt haben.

Szilvásgombóc (für 24 Knödel)

Für den Kartoffelteig:

2 kg Kartoffeln
Salz
2 Eier
500 g Mehl
2 EL Butter

Für die Pflaumenknödel:

24 Pflaumen
Zucker und gemahlener Zimt gemischt
150 g Mohn
Puderzucker

(1) Die Kartoffeln in der Schale kochen. Währenddessen die Pflaumen entsteinen, auf keinen Fall die beiden Hälften voneinander trennen.
(2) Wenn die Kartoffeln gar sind, abgießen, pellen, durch die Kartoffelpresse drücken und abkühlen lassen. Jetzt schon die Butter dazu geben und schmelzen lassen.
(3) Die beiden Eier zu den Kartoffeln geben und gut mit den Händen einkneten. Ebenso das Mehl, das habe ich nach und nach untergeknetet. Gut salzen (sind mittlerweile immerhin 2,5 kg Grundmasse).
(4) Aus dem wirklich fies-klebrigen Teig eine Rolle formen und auf eine bemehlte Unterlage legen. Diese Rolle unterteilen, so dass letztendlich 24 „Haufen“ für die Knödel rauskommen (hier: in mehreren Etappen, da kein großes Brett zur Verfügung steht).
(5) Jeden dieser „Haufen“ in den gut bemehlten Händen zu einer Kugel formen und zu einem Fladen flach klopfen. In diesen Fladen dann eine Pflaume legen, die zuvor mit der offenen Seite in die Zucker-Zimt-Mischung gestippt wurde. Dabei die Pflaume so platzieren, dass die offene Seite nicht zur Nahtstelle des Knödels zeigt, da sie beim Kochen sonst leicht wieder aufgehen. Dann den Fladen um die Pflaume schließen und zu einem Knödel formen.
(6) Diese dann in leicht siedendem Salzwasser ziehen lassen. Zunächst sinken sie zu Boden, steigen aber auf. Wenn sie an der Wasseroberfläche sind, noch 5-10 Minuten je nach Größe ziehen lassen. Herausnehmen.
(7) Den Mohn am Besten mit einer Mohnmühle durchdrehen und mit dem Puderzucker im Verhältnis 1:1 mischen. Wenn keine Mohnmühle vorhanden ist, läßt sich der Mohn auch einigermaßen im Mörser mit ein wenig Zucker zerstoßen.

Zum Servieren die Mohn-Zucker-Mischung über die Knödel geben.

Nochmal meinen Respekt an alle ungarischen Großmütter, die Unmengen dieser Szilvásgombóc für ihre Enkel produzieren!

Nachtrag:
Es hat funktioniert *freu* Großen Dank an tardis und die Gärtnerin!
GKE_August08_400x120

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4 Kommentare zu “Szilvásgombóc/Pflaumenknödel oder Wie ich lernte Oma-Arbeit zu schätzen

  1. […] sagte ja bei den Pflaumenknödeln schon, dass ich nochmal ein anderes Kartoffelteig-Rezept ausprobieren werde. Nach einigen […]

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  2. BackLiese 1. September 2010 um 15:55 Reply

    Oh wie toll, mein ungarischer Opa hat die auch immer bergeweise gemacht….der Geschmack und Geruch sind einmalig, ich beknie schon längers meine Mutter, dass sie die auch mal wieder macht…aber wie du schon sagst, die riesen Arbeit schreckt sie etwas ab…

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  3. […] versteckt, der wahlweise aus Kartoffeln oder Quark besteht. Ich kenne von der ungarischen Familie Zwetschgenknödel in Kartoffelteig, was schon extrem köstlich ist. Die mittlere Tante hat deren Zubereitung zur […]

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  4. […] viele lieben. Ich kannte es bisher nur aus Erzählungen, weil ich aus einer Familie komme, in der Pflaumenknödel aus Kartoffelteig der große Hit sind. Und viele in Ungarn beschweren sich, wie schwer die […]

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