Fözelék: Burgonyafözelék – Kartoffelgemüse

Burgonyafözelek - Kartoffelgemüse

Burgonyafözelek - Kartoffelgemüse

Kartoffelgemüse … das mag jetzt einigermaßen unaufregend klingen, ist es aber nicht. Fözeléks (das ‚z‘ wie ein stimmhaftes ’s‘ aussprechen und das ‚ö‘ ziemlich lang) sind ein typischer, aber in der Restwelt weitgehend unbekannter Bestandteil der ungarischen Küche. Oftmals werden sie als Eintopf übersetzt, was aber nicht meiner Definition eines Eintopfes entspricht, da ein Fözelék (meist) nur eine Gemüsesorte als Hauptzutat hat und das Gemüse samt der Flüssigkeit in der es gekocht wurde, gebunden wird. Meist erfolgt dies mit einer Mehlschwitze oder mit saurer Sahne, in die Mehl gerührt wurde. Fözeléks kann man mit allem möglichen machen: Kartoffeln, Erbsen, Wirsing, Kürbis/Zucchini, Bohnen (frisch, getrocknet), Linsen, Spinat … Ich liebe dieses Zeug einfach! Sogar, dass von den meisten Ungarn verschmähte Tökfözelék (mit Kürbis) *g* Sie sind schnell zu kochen, gesund, billig, man kann saisongerecht kochen, hat wenig Abwasch. Perfekt für gestresste Mütter und andere Arbeitstiere ;-) Einfach eine Scheibe frisches Brot dazu und/oder fleischige Beilage, wie Würstchen, Klopse, Reste vom Braten etc. Muss man aber natürlich nicht, ist also auch perfekt für Vegetarier.

Ich hatte das Gefühl, dass Fözeléks in Ungarn längere Zeit ziemlich verpöhnt waren. Kenne auch in meiner Familie ein paar, die sowas im Leben nicht essen würden. Es setzen sich in letzter Zeit aber immer mehr ungarische Köche dafür ein, dass diese Tradition nicht vergessen wird und geben den Fözeléks einen modernen Touch. So habe ich in einem Judit Stahl-Buch ein schönes Rezept für ein Zucchini-Fözelék gefunden und auch ungarische Foodblogger lassen diese Gerichte nicht Vergessenheit geraten, wie Zsófi von Chili & Vanilia, die letztens ein wunderschönes Kohlrabi-Fözelék veröffentlichte , dass gänzlich ohne Mehl auskommt und einfach grandios aussieht! Es tut sich also was  :-) Und damit die Fözeléks auch mal außerhalb Ungarns (sprich deutschsprachiger Raum *g*) bekannt werden, möchte ich einfach gesondert ein paar im Laufe der Zeit vorstellen. Hoffe sie werden so bekannter, denn die ungarische Küche besteht wirklich nicht nur aus Gulasch, Fischsuppe und Palatschinken ;-) Vielleicht kocht ja der ein oder andere wirklich mal eins nach und berichtet darüber?

Heute habe ich mal ein Kartoffel-Fözelék (ungarisch bäuerlich „krumpli“, offizieller „burgonya“) gemacht. Zum einen weil ich Kartoffeln mag und es mal wieder gerne essen würde, zum anderen weil mein Magen bei Kartoffeln am Wenigsten rumzickt. Ich habe ein wenig in meinen ungarischen Kochbüchern und im Internet gestöbert und mir mein Rezept aus den verschiedenen zusammen gestellt. Eigentlich ist es supersimpel, die Clous sind nur der Schluck Milch, die zum Kochwasser gegeben wird, die Lorbeerblätter, die ein tolles Aroma abgeben und das Bisschen Essig am Schluss. Den Essig bitte nicht vergessen, sonst schmeckt es wirklich fade! Es hat wirklich großartig geschmeckt, ich war ein wenig überrascht, dass es auf Anhieb so gut geklappt hat ;-) Wird ins Repertoire aufgenommen und wohl öfters geben :-) Dazu hatte ich mir ein paar Streifen Hähnchenbrustfilet gebraten, aber können wie erwähnt auch weggelassen werden.

Burgonyafözelék – Kartoffelgemüse

Zutaten für 2 Portionen:

4 große Kartoffeln (vorwiegend festkochend oder festkochend)
1 kleinere Zwiebel
1/2 TL Paprikapulver edelsüß
neutrales Öl
2 Lorbeerblätter
Salz, Pfeffer
ca. 150 – 200 ml Milch
1,5 TL Mehl
ca. 100 g saure Sahne
ca. 1-2 TL Weißweinessig (wieviel je nach Geschmack)

(1) Kartoffeln schälen, in ca. 0,5-1 cm dicke Scheiben schneiden. Zwiebel abziehen und fein würfeln.
(2) In einem Topf einen Schluck Öl erhitzen und die Zwiebelwürfelchen glasig anschwitzen. Den Topf von der Flamme nehmen und das Paprikapulver einrühren. Es darf nicht verbrennen, sonst wird der Paprika bitter. Wieder zurück auf die Flamme mit der Zwiebel-Paprikapulver-Mischung und die Kartoffeln hinzufügen. Die Milch zugießen und mit soviel Wasser auffüllen, dass man das Wasser sieht, die Kartoffeln aber nicht bedeckt sind. Gut salzen, pfeffern und die Lorbeerblätter hinzufügen.
(3) Aufkochen lassen und dann so lange bei mittlerer Hitze kochen lassen bis die Kartoffeln gar sind.
(4) Zwischendurch die saure Sahne mit dem Mehl klümpchenfrei verrühren.
(5) Wenn die Kartoffeln gar sind, die saure Sahne-Mehl-Mischung unterrühren, wenige Minütchen kochen lassen. Zum Schluss das Gemüse mit dem Essig abschmecken.

Dazu: Klopse/Frikadellen/Buletten/Fleischpflanzerl,  gebratene Hähnchenbruststreifen

Quelle: aus diversen Rezepten selbst gebastelt

Geschmack: +++
Zeit: +
Zutaten: +
Schwierigkeitsgrad: +

Buntes Pilzdach an Buchenstumpf

Buntes Pilzdach an Buchenstumpf

Falls noch jemanden interessiert wie die Exkursion lief? Es war großartig! Ich bzw. wir (Chefs und meine Wenigkeit) hatten wirklich viel Spaß! Und ich glaube die meisten der Studenten (Gott, letztes Jahr stand ich auch noch auf deren Seite *g*) fanden es interessant und waren froh, dass sie mal nicht nur im Hörsaal sitzen mussten. Wie wollen die Jungs und Mädels Landschaftsarchitekten oder Landschaftsplaner werden, wenn sie im gesamten Studium kaum bis keine Landschaften sehen *g* Ich werde dann wahrscheinlich auch ein wenig über die restlichen Exkursionen berichten, weil wir zu wirklich schönen Ecken Mitteldeutschlands fahren :-) Wenn jemand mehr Infos zu den Buchenwäldern haben will, die wir gezeigt haben, bin für alle Fragen offen. Kenn‘ mich jetzt aus ;-)

Mittagspause am sonnigen Waldrand

Mittagspause am sonnigen Waldrand

Nach der Exkursion (wir waren wirklich 9 Stunden unterwegs) sind Chef und ich noch in ein uninahes Café gegangen, um die Exkursion ausklingen zu lassen und weil die Uni ja auch in „Klein-Ankara“ liegt, gab es auch nette türkische Spezialitäten. Ich bin ja experimentierfreudig, also hab ich auf gut Glück etwas namens „Gözleme“ bestellt, gefüllt mit Spinat und Schafskäse. Gekommen ist ein flacher Brotfladen, der eben gefüllt war, in der Mitte zusammengeklappt und auf einem bestimmten Eisen gebacken wurde. Dazu gereicht wurden ein Joghurt-Kräuter-Dip und ein milder Paprika-Aubergine-Dip. Total lecker, aber habe ich es leider nicht vertragen :-( Mist! Jedenfalls weiß ich jetzt, dass es sowas gibt und werde es dann mal nachbasteln, wenn der Magen nicht mehr rumzickt. Das Bild ist dann auch eher eine Erinnerung an mich ;-)

Gözleme mit Spinat und Schafskäse

Gözleme mit Spinat und Schafskäse

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23 Kommentare zu “Fözelék: Burgonyafözelék – Kartoffelgemüse

  1. Erich 26. April 2009 um 11:34 Reply

    Für mich das Gösleme jederzeit gerne, obwohl ich Saucenkartoffeln auch mag.

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  2. Wienermaedel 26. April 2009 um 15:10 Reply

    Ein Super-Bericht! Schön, dass du die Exkursion mit dem anschliessenden Gösleme, das du leider nicht vertragen hast, geschildert hast.
    Dankbar bin ich für die ungarische Küche – Fözelék ist uns nicht unbekannt
    http://wienermaedel.blogspot.com/2008/07/einfach-kochen-heute-zeigte-uns-andi.html
    – wurde auch in meiner Küche schon gekocht und genaugenommen kjennt die Wiener Küche auch „Rahmgemüse“ oder „eingebrannte Erdäpfel“ wenn sie auch aus der Mode geraten sind.
    Bitte mehr davon.

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  3. Steph 27. April 2009 um 10:59 Reply

    Dieses unaussprechliche Kartoffelgemüse find ich toll – hab noch nie etwas in der Art gegessen. Das wird ausprobiert!
    Dieses Gözleme find ich auch sehr spannend, genau das Richtige für meinen Mitesser und mich – aber doof, dass Du es nicht vertragen hast … :o(
    Mit Rohkost solltest Du generell noch etwas vorsichtig sein – sieht zwar gesund aus, ist aber sehr recht verdaulich, da wehrt sich ein geschundener Magen gerne mal …

    Die Exkursion war sicher sehr schön – ich musste dabei an die Exkursionen meines Geo-LKs denken … Unser damaliger Lehrer meinte doch tatsächlich, uns die hiesige Flora näher bringen zu müssen – leider gingen seine Botanik-Kenntnisse nicht über die Bestimmung eines Gänseblümchens und Löwenzahns hinaus … ;o)

    Schön, dass Du uns an Euren Exkursionen teilhaben lässt, ich bin schon gespannt, wo es demnächst hingeht!

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  4. Anikó 27. April 2009 um 12:38 Reply

    Erich: Probier es ruhig mal aus, der Essig gibt dem Gemüse nochmal ne ganz andere Note als man von Kartoffeln gewohnt ist.

    Wienermaedel: *kicher* exakt das ist es. In Ungarn sind sie wie erwähnt auch ein wenig aus der Mode geraten, aber diese Fözeléks sind nichts dest trotz ernstlich lecker. Für mich zumindest. Und ungarische Gerichte wird es hier ziemlich oft geben. Auch wenn ich gerade erst aus Ungarn zurück bin, vermiß ich meine Mischpoke da unten schon wieder …

    Steph: ausgesprochen wird es „Burgonjaföösäleek“ und dabei das rollende Zungenspitzen-R nicht vergessen ;-) Ja, das mit der Rohkost habe ich mitbekommen, geht gar nicht zur Zeit :( Falls Interesse besteht kann ich ja mal ein paar Wildflänzchen photographieren und hier kurz vorstellen: Wie man sie erkennt, was sie ausmacht, wo man sie findet, was man mit ihnen anstellen kann oder lieber nicht anstellen sollte, weil giftig?
    Ich finde wir haben ziemlich schöne Exkursionen für die Studenten ausgesucht, geht auch zweimal in den Harz *g* Aber wie schonmal erwähnt, die Gegend hier in Mitteldeutschland ist suuper schön :-)))

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  5. Steph 27. April 2009 um 20:01 Reply

    Eine Wildpflanzenkunde fänd ich extrem spannend – dann könnte ich bei unseren Streifzügen durch die Hamburger Parks und Gärten mit meinem neuerworbenen Wissen protzen ;o)
    Was ja auch ganz mächtig spannend wäre, wäre generell eine kleine Kräuterkunde einheimischer Kräuter – dann könnten wir uns Gedanken machen und daraus leckere Gerichte zaubern

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  6. kochschlampe 27. April 2009 um 20:59 Reply

    Als mein Magen rumgezickt hat, war eines der übbleren Erlebnisse mit Börek. Irgendwas an der türkischen Küche scheint nicht sehr magenfreundlich zu sein.
    Kartoffeln als Gemüse ist mir erstmal ein wenig fremd, klingt aber gut.
    Und ich schließe mich Steph an: ich würde eine kleine Wildkräuterkunde sehr spannend finden!

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  7. Anikó 27. April 2009 um 22:45 Reply

    Steph und Kochschlampe: Ok, kleine Wildpflänzchenkunde wird angefangen :-) Essbares, giftiges, schönes, seltsames, interessantes :-) Deutschland hat immerhin um die 2500 Pflanzenarten *g*

    Kochschlampe: Ich weiß, für Deutsche sind Kartoffeln sowas wie Reis oder Nudeln, aber frag mal nen Inder, das sind Kartoffeln normales Gemüse :-) Habe mit ehemaligem Mitbewohner F. öfters die Sind-Kartoffeln-Gemüse-Diskussion geführt *g*

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  8. kochschlampe 28. April 2009 um 10:13 Reply

    Wunderbar – ich freue mich auf die Pflanzenkunde!

    Im indischen Essen akzeptiere ich Kartoffeln als Gemüse, da gehört sich das so. Ich bin es nur im Alltag nciht wirklich gewohnt. Außerdem, ist es nicht so, dass Kartoffeln nicht under die 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag gezählt werden sollen?

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  9. tardis19 28. April 2009 um 13:01 Reply

    Hmm, ich wäre mal wieder für zusammen kochen… Bevor´s da aber bei uns nur Breichen gibt, wäre ich dafür, dass du zusiehst das dein Magen wieder Ruhe gibt ;)

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  10. Ulrike 28. April 2009 um 18:46 Reply

    Klingt seeeehr interessant, das Gericht! Gute Besserung für deinen Magen.

    Einen Auffrischungskurs in „Nutzpflanzenkunde“ könnte ich auch wieder vertragen … Ist bei mir schon ein paar Tage her.

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  11. Anikó 28. April 2009 um 18:56 Reply

    kochschlampe: Keine Ahnung, ob die dazu zählen, aber habe mich mal im Internet umgeschaut. Kartoffeln haben viel Vitamin, viele B1, B2 und B6, hochwertige Proteine, Vitamin E, D und Folsäure, außerdem noch etliche Spurenelemente. Denke das ist mehr als eine Nudel zu bieten hat … Sie sind halt im Gegensatz zu Reis, Nudeln, Couscous etc. nicht bearbeitet.

    tardis19: Definitiv! Es wird langsam besser und wir können ja mild kochen :-)

    Ulrike: Danke schön! Naja, ob sie nützlich sind, wird sich herausstellen. Will einfach auch meine Botanikerin-Seite ausleben ;-) Und es gibt sehr schöne und interessante Pflänzchen hier :-)

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  12. tardis19 29. April 2009 um 10:37 Reply

    Wie? Wir können mild kochen?? Wusste ich ja noch gar nicht ;) Aber na gut, ausnahmsweise mal :)

    Fehlt uns also nur wie üblich ein Termin…

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  13. Bolli 29. April 2009 um 20:32 Reply

    ich finde es gut, wenn man solche alten Gerichte wieder in die Erinnerung ruft!

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  14. […] aus einem anderen Blickwinkel oder seltene, schützenswerte. Und da ich in den Kommentaren zum Kartoffelgemüse positive Reaktionen auf die Idee bekam, fangen wir gleich an mit dem Anfänger-Kurs […]

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  15. Buntköchin 28. Mai 2009 um 22:10 Reply

    Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das jemand verweigern würde zu essen. Außer vielleicht du! Mit ramponiertem Magen ist das wahrscheinlich gar nicht angenehm. Alles was mit Molkereiprodukten zu tun hat, ist im kaputten Magen besonders schlimm. Ein vegetarisches Kartoffelgulasch wäre sicher angenehmer. Gute Besserung wünsch ich dir.

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  16. […] Kartoffelgemüse – Krumplifözelék […]

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  17. […] gibt es viele Gemüseragouts. Und ich mag sie eigentlich fast alle, egal ob mit Kürbis, Bohnen, Kartoffeln … Das, was bei uns als Gemüsebeilage gilt, wird dort als Hauptgericht verspeist. So auch […]

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  18. judith lu 14. September 2014 um 12:39 Reply

    Mit Kürbis schmeckt das super lecker! Tökfözelek!

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  19. […] Ungarische Kartoffelgemüse […]

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  20. Terezia H. 20. Januar 2016 um 10:29 Reply

    Super,vielen Dank für die,von mir schon fast in Vergessenheit geratenen,Burgonya Fözelek,von Mutti auch immer Krumpli Fözelek genannt!Da kommen Kindheits Erinnerungen hoch und die wunderschönen Erinnerungen an Mutti’s leckere ungarische Küche…R.I.P. Mutti,zum Glück habe ich noch vieles an tollen Rezepten lernen dürfen….ich bin Rohr froh,deine Seite gefunden zu haben,hier kann ich weiterlernen …Lg,T.

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  21. […] und zum Knuspern mit einer Portion Paprikawurst-Krümel bestreut wurde. Uuh! Was für eine Idee! Kartoffelgemüse mag ich eh und dann noch die Gürkchen mit ihrem speziellen Geschmack. Aiaiaiai! Das muss […]

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  22. Sandkorn 16. Februar 2024 um 12:49 Reply

    Liebe Anikó,

    es gibt bei uns im Norden einen Gemüse-Eintopf, der in Milch gegart wird: Schnüsch. Deshalb war ich sofort in der Küche, als ich Dein Rezept las: wir lieben es! Heute gab es Ćevapčići und Gewürzgurken dazu. Die Saure Sahne habe ich einfach weggelassen, dafür die Paprikamenge verdoppelt – perfekt!

    Dank und herzliche Grüße aus Schleswig-Holstein,

    Sandkorn

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