Kürbisgulasch, die bäuerliche Variante

Frau Buntköchin und ich entstammen einer äußerst ähnlichen Küchentradition, nämlich der österreich-ungarischen oder ungarisch-österreichischen, je nachdem von welcher Seite der Grenze man kommt ;-) So erinnern mich einige von Frau Buntköchins Rezepte doch sehr an Gerichte der ungarischen Familienhälfte.

Letztens verbloggte sie ein Kürbisgulasch (ungarisch tökpörkölt, ausgesprochen wie geschrieben), dass mir ebenfalls sehr bekannt vor kam. Es bestach durch äußerst aparte orange Farben und auch die Zubereitungsweise und Würzung war sehr raffiniert, großstädtisch bin ich geneigt zu sagen;-) Meine Variante ist eher eine bäuerliche, die mir durch eine junge Frau aus einem winzigen Dorf während meiner Diplomarbeitsuntersuchungen 2006 verraten wurden. Von meiner eigenen Mischpoke kenne ich kaum Kürbisrezepte, weil ich meistens im Hoch- bis Spätsommer dort bin und dann einfach noch keine Kürbissaison ist, bis auf den Patisson (hier die frittierte Version)  im Spätsommer. Wahrscheinlich wird Kürbisgulasch sogar gekocht, aber eben zu spät für unsere Besuche …

Ich benutze sehr gerne Patissons, weil sie einen sehr feinen, leichten Kürbisgeschmack haben. So richtiger Kürbis (Hokkaido, Butternut etc.) schmeckten mir früher zu stark nach Kürbis. Zuerst war ich bei diesem Rezept skeptisch, ob das funktionieren kann. Die Dame meinte nur, ich sollte einen normalen Gulaschansatz kochen und statt des Fleisches die Kürbiswürfel einrühren.
Ok, gesagt, getan: Zwiebelwürfel langsam anschwitzen, Topf vom Herd, ordentlich Paprikapulver drauf, Kürbiswürfel rein, salzen, pfeffern, Wasser drauf, ein Wenig Majoran und köcheln lassen *skeptisch-in-den-Topf-guck* Ob das schmecken wird? Nach 10 Minuten das erste Mal den Deckel gelüftet – guter Duft – reingepiekt in einen Kürbiswürfel – *kopfschüttel* – Nee, noch nicht gar. *warten* Nach weiteren 5 Minuten nochmal versucht und ja, ist durch. Schnell noch saure Sahne mit etwas Mehl ver- und untergerührt. Nach dem Aufkochen einen Löffel probiert und – oh, Gott! – total großartigst! Extrem lecker! Feiner Kürbisgeschmack, saftiges Gulasch *glücklichguck*

Und demnächst wird dann mal die großstädtische Variante ausgetestet :-)

Kürbisgulasch – Tökpörkölt

Zutaten für 2-3 Portionen:
1 mittelgroßer Patisson, geschält und in größere Würfel geschnitten (gehen aber auch andere geschmacksintensivere Sorten)
2 Zwiebeln, fein gewürfelt
etwas neutrales Öl
2 TL Paprikapulver edelsüß
getrockneter Majoran
ca. 100 g saure Sahne
2-3 TL Mehl

(1) Das Öl einem Topf bei mittlerer Hitze heiß werden lassen. Zwiebelwürfel zugeben und ganz langsam schmurgeln lassen, bis sie schön glasig, süß sind. Zwiebeln sind wichtig zur Bindung der Sauce, deswegen schön langsam dünsten, weil die Gesamtkochzeit ja nicht so wahnsinnig lang ist.
(2) Den Topf von der Flamme nehmen und das Paprikapulver zugeben. Das vom Herd nehmen ist wichtig, damit der Paprika nicht verbrennt und bitter wird. Die Kürbiswürfel zugeben und zurück auf den Herd. Salzen, pfeffern, Majoran dazu und kurz andünsten lassen. Wasser drauf, so dass der Kürbis nicht ganz bedeckt ist.
(3) Circa 15 Minuten leise köcheln lassen bis der Kürbis weich, aber nicht zerfallen ist (muss bei anderen Sorten natürlich angepasst werden).
(4) Währenddessen das Mehl gut in die saure Sahne rühren. Die Mischung in das fertige Gulasch rühren, kurz aufkochen lassen bis die Sauce sich bindet.

Guten Hunger!

Dazu Salzkartoffeln und auf jeden Fall was eingelegtes wie Gewürzgurken, Weißkohlsalat oder ähnliches.

Quelle: meine Wenigkeit

Geschmack: +++
Zeit: ++
Zutaten: ++
Schwierigkeitsgrad: +

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20 Kommentare zu “Kürbisgulasch, die bäuerliche Variante

  1. lamiacucina 23. Oktober 2009 um 06:56 Reply

    interessant zu sehen, wie unterschiedlich auf dem Land und urban gekocht wird.

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  2. nata 23. Oktober 2009 um 08:03 Reply

    Von gestern habe ich noch die andere Farbe im Kopf. Daher muss ich gleich mal auf dem Wochenmarkt nach Rote Bete fahnden. Bei dem Kürbisgulasch gefällt mir allerdings der Name besser. Und den Aussprachehinweis habe ich dankbar aufgenommen. Werde mal sehen, ob ich dieses Wort heute irgendwo anbringen kann. Vielleicht wende ich mich mit ratsuchendem Blick an eine Marktfrau und bitte um Tipps für ein richtig schönes Tökpörkölt…?

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  3. Buntköchin 23. Oktober 2009 um 09:44 Reply

    So ein rahmiges Kürbisgulasch ist schon etwas besonders Feines. Ich mag auch Schwammerlgulasch sehr gerne. Das wird ja auch ähnlich wie dein Kürbisgulasch zubereitet. Mit unseren Küchenwurzeln haben wir wirklich Glück gehabt. Ich finde, da sind schon richtig tolle Sachen dabei. Manchmal fahren wir über die Grenze nach Ungarn nur zum Essen. Die deftigen, ungarischen Speisekarten sind schon sehr verlockend.

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  4. kochschlampe 23. Oktober 2009 um 10:48 Reply

    Abgesehen davon, dass das Kürbisgulasch großartig aussieht und sicher seinen Weg in meine Küche finden wird…. Was genau heißt eigentlich Gulasch? Warum darf das vegetarisch sein?

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  5. Anikó 23. Oktober 2009 um 10:58 Reply

    Lamiacucina, ja, wer weiß wie sowas in ungarischen Großstädten (wovon es auch nur3 bis 5 gibt, oder so) aussieht. Denke es liegt eher daran, dass man aufm Land eh nur das benutzt hat was in eigenen Garten wächst und Zitrone und Lorbeer wie bei Frau Buntköchin ist im ungarischen Klima nicht wirklich drin …

    Nata, ach schade, dass ich dann nicht Mäuschen spielen kann, wenn Du die Marktfrau das fragst :-) Wäre sicher ein Spaß!

    Buntköchin, ja mit Pilzen könnte ich das auch mal wieder machen oder mit Leber *wochenendessenspläneübernhaufenwerf* ;-) Meine Eltern waren im September am Neusiedler See und meinten, dass man auf der österreichischen Seite viel besser ungarisch essen konnte als auf der ungarischen … Hmm …

    Frau Kochschlampe, also: Das Wort Gulasch leitet sich vom ungarischen Wort „gulyás“ ab, das ist Kesselgulasch, was von den Hirten in der Puszta gekocht wird/wurde, so unterwegs in der Steppe. Was in Deutschland „Gulasch“ ist, wird in Ungarn „Pörkölt“ bezeichnet und ist eigentlich nur die Zubereitungsweise (siehe oben mit Zwiebeln anschmurgeln etc.), die Hauptzutat kann ganz unterschiedlich sein: diverse Fleischsorten, Leber, Hähnchenmägen, aber eben auch Gemüse wie Kürbis, Kartoffeln ( https://paprikameetskardamom.wordpress.com/2009/01/09/paprikaskrumpli-kartoffelgulasch/ ), Pilze. Eigentlich ist es auch ohne saure Sahne, Schande über mich. Gebunden mit saurer Sahne und Mehl nennt man das ganze dann „Paprikás“. Ach ja, für Dich als Vegetariern vielleicht nicht so entscheidend, aber für Fleischfresser: in Ungarn wird das Fleisch für Gulasch/Pörkölt normalerweise nicht angebraten. Es wird gleich zu den angedünsteten Zwiebeln gegeben, würzen, Deckel drauf und lange, langsam im eigenen Saft schmoren lassen.

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  6. Barbara 23. Oktober 2009 um 14:55 Reply

    Das gefiel mir schon bei der Buntköchin – und Deine bäuerliche Variante liest sich super. Ist vorgemerkt. :-)

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  7. Buntköchin 23. Oktober 2009 um 16:45 Reply

    Die Österreichische Neusiedler Seeseite ist ziemlich hochpreisig im Verhältnis zu Ungarn. Vielleicht liegt hier der Grund, warum es besser ist. (teuere Rohstoffe oder so) Ich habe es noch nie ausprobiert. Ist halt auch langweilig für uns, wenn alle deutsch um uns herum sprechen. In Ungarn hat man das Gefühl ein bisschen in Urlaub zu sein, das macht natürlich auch Spaß, vielleicht schmeckts mir deshalb so gut.

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  8. porcelinablue 23. Oktober 2009 um 19:00 Reply

    Hach, sieht das lecker aus. Ich muss mein Kürbisgerichte-Repteroire unbedingt endlich aktiv erweitern. Mmmmhhh!

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  9. kormoranflug 23. Oktober 2009 um 19:24 Reply

    Ich mag auch bäuerliches Kochen. In Italien verheissen schon Schilder an der Straße: hier kocht der Bauer.
    Kürbis kann wirklich lecker sein.

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  10. Chaosqueen 23. Oktober 2009 um 19:55 Reply

    Davon würde ich mir jetzt gerne eine Portion abholen…
    Da das wohl nicht geht, muss ich selbst zum Kürbis greifen und das werde ich bestimmt auch machen.

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  11. lavaterra 25. Oktober 2009 um 09:40 Reply

    Diese Kürbisvariante muss unbedingt auf meine Nachkochliste. Hört sich ungemein lecker an.

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  12. Hannes 25. Oktober 2009 um 17:07 Reply

    Eine besondere Variante eines Gulasches aber eine sehr sehr gute! Ich mag sowas……..lecker!

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  13. Wienermaedel 25. Oktober 2009 um 23:23 Reply

    Liebe Aniko, so mache ich das Kürbisgulasch auch, den Patisson mögen wir auch gerne, manchmal paniert!
    Nur deine Erdäpfel sind mir zu blass als Beilage – kann man die anbraten oder Nockerln dazureichen?

    Liebe Grüsse

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  14. stampoasis 27. Oktober 2009 um 11:56 Reply

    wow! das ist doch eine geniale idee! kürbissuppe auf dauer ist ja langweilig!

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  15. peppinella 27. Oktober 2009 um 21:27 Reply

    allein das wort „tökpörsowieso“ ist göttlich. schmeckt bestimmt. und hört sich viel besser an, als kürbisgulasch;-)

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  16. […] napja bukkantam rá a tökpörkölt-receptre itt és itt. bár én eddig nem ismertem, rögtön megtetszett és gyorsan ki is kellett próbálnom. aztán […]

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  17. […] Kürbisgulasch von Paprika meets Kardamom […]

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  18. […] es tatsächlich viele Variationen, ob aus Schwein, Rind, Hühnchen oder auch Kartoffeln, Pilze, Kürbis. Aber eine andere Zubereitungsweise, die ich unweigerlich mit Ungarn verbinde ist das Panieren. Ich […]

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  19. […] *aufHolzklopf*, egal aus was ich Gulasch zubereite, sei es Fleisch, Pilze, Leber, Kartoffeln oder Kürbis. Auch Palacsinta (oder Pfann- oder Eierkuchen genannt) gelingen seltsamerweise immer. Ich meine […]

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