Heute nehme ich die geneigte Leserschaft mal mit auf meinen Lieblingsspaziergang. Nicht wirklich im Dorf, eher am Dorfrand, mit einige Pflänzchen und Idylligkeit.
Los geht’s vor Tantes Haus, typisch ungarische Dorfstraße, reichlich leer an einem Sonnabendvormittag, aber hey, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, was will ich mehr.

Am Wegrand findet man kleine Insekten, die sich redlich bemühen an etwas essbares in der Distel zu kommen.

Das Stück Straße mit der Trockenmauer ist neu, vor zwei Jahren war der Boden noch unbefestigt und der Hang mit viel wildem Gebüsch bedeckt. Naja, mal sehen wann sich die ersten Pflanzen in der Trockenmauer ansiedeln.

Der Weg unterhalb des Berges mit den Weinreben und entlang der einzelnen kleinen Weinkellern ist da schon idyllischer.

Onkels Weinkellerhäuschen mit großem Walnussbaum davor. Eigentlich ein immer noch so schöner Platz für lauschige Treffen mit Freunden, ich weiß gar nicht, wieso es nicht dafür genutzt wird …

Und die Walnüsse sehen auch super aus dieses Jahr!

Ein Blick den Weinberg hoch riskieren …

… aber dann erstmal die Pflänzchen auf’m Boden inspizieren. Steppensalbei, schön!

Und andere kleine unscheinbare Pflanze, die die Bienen aber zu mögen scheinen.

Die Weinreben wachsen gut …

… und haben wunderbare süße, köstliche Trauben an sich. Sooo gut!

Auch blaue Trauben sind zu finden, hier in klein, aber etwas weiter oben auf dem Weinberg noch eine größere Sorte. Überhaupt sind hier einige Sorten Wein vertreten, aber welche genau? Keine Ahnung.

Der Sportanteil des Spaziergangs: den Weinberg hoch! Entlang der Erosionsrinne … Puh, das ging in die nicht mehr vorhandene Beimuskulatur. Zum Glück musste ich öfters anhalten um eine Traube zu naschen *g*

Aber wenn die Mühe hinter mir liegt, wird man mit einem wunderbaren Blick übers Dorf belohnt.

Hach! Ich liebe es einfach hier zu sein!

Hier der Blick in die andere Richtung: Viel Landwirtschaft, etwas Wald, ein paar Hügel und einige freiliegende Felsen.

Sehr häufig in unserer Gegend findet man den Feld-Mannstreu (Eryngium campestre), eine ziemliche stachelige Pflanze, die uns auf Spaziergängen als Kind ziemlich oft zerstochen hat. Sie ist ein typischer Bodenroller, sprich die Pflanzen haben eine Sollbruchstelle kurz über dem Boden, die bei starkem Wind bricht und dann den ganzen oberirdischen Pflanzenteil wegrollt und so die Samen 1a in der Landschaft verteilt.

Trotz der Trockenheit kann man einige farbige Blütchen erspähen.

Hier steht auch der Holunder in voller Pracht mit prallen, kleinen Beeren.

Nochmal einen Blick über’s Dorf werfen. Hach!

Die Trockenheit und Hitze der letzten zwei Monate hat nicht nur der Landwirtschaft ordentlich zugesetzt, auch die Wildpflanzen sehen ganz grau und gelb aus, aber der Regen der letzten Tage hat doch ein paar dazu angeregt, doch noch ein paar Blüten zu bilden, um den Allgemeinauftrag der Fortpflanzung einzuhalten. So kann man an fast gänzlich vertrockneten Natternköpfern (Echium vulgare) doch so zwei, drei hellblaue Blüten erkennen.

Der dornige Hauhechel (Ononis spinosa) scheint die Hitze gut zu vertragen und hat viele nette kleine rosa Blütchen.

Jetzt im Spätsommer werden auch die wilden Früchte reif, an deren Verwendung man sonst nicht so oft denkt, wie der Weißdorn hier. Wenn ich nicht in fremden Küchen wäre, sondern meine eigenen Utensilien, Zutaten, Bücher hier hätte, würde ich wahrscheinlich öfter am Dorfrand spazieren gehen und einiges ernten …

Auch die Schlehen sind reif, einige Beeren aber leider schon am vertrocknen und sie brauchen natürlich erstmal ordentlich Frost, sei es natürlicher oder künstlicher im Tiefkühler. Zu Schade, dass ich in Kassel nicht so schöne, naturbelassene Ecken kenne, die es lohnen würde aufzusuchen *seufz*

Auch die Hagebutten werden langsam reif. Wie wird doch gleich Hiffenmark hergestellt?

Vom Berg muss ich ja auch irgendwie wieder runterkommen und das am Liebsten ohne andauernd auf’m Hintern zu landen und unfreiwillig den Löss runterzurutschen. Da bietet sich dieser eher selten genutzte Versorgungsweg an. Falls jemand in Deutschland wilde Früchte sucht, guckt lieber am Stadtrand/Dorfrand, an solchen Wegen wurde meist noch nicht so sehr aufgeräumt in der Natur und die Früchte sind auch weitesgehend frei von Schadstoffen.

Da unser Dorf von Lösshügeln umgeben ist, die steil abfielen und frei lagen, gab es früher viele Bienenfresser bei uns. Solche freiliegenden Wände mit Bruthöhlen sind eigentlich ideal. Leider ist bei uns im Dorf nur noch dieses Stückchen in dem guten Zustand übrig, was für die in Kolonien lebenden Vögel viel zu wenig Platz ist.

Der Großteil der Lösswände sieht leider so aus. Zugewuchtert, abgerutscht … Schade, dabei sind die Bienenfresser so putzig und niedlich!

Aber wenigstens findet man die schicken Königskerzen an dem zugewucherten Hang. Ich mag die irgendwie … Nein, welche Art das genau ist, weiß ich leider nicht, habe keine Bestimmungsbücher mit *g*

Auf dem Rückweg komme ich immer am alten Bolzplatz vorbei, an dem wir (also die Cousins und meine Jungs hier) früher jeden Abend verbracht haben. Damals wuchs nicht ein Pflänzchen dort, aber mittlerweile sitzt die Jugend offensichtlich wirklich lieber vor dem Rechner oder TV als sich zum Fußballspielen oder Radfahren zu treffen.

Zurück bei Tante habe ich auf dem Hof eine lustig aussehende Pflanze entdeckt, die tatsächlich essbare Früchte produziert. Onkel meinte, es sind „Tulipán paprika“, also Tulpenpaprika. Ich finde ja, sie sehen schon so aus als ob sie scharf schmecken, aber wahrscheinlich kennt die ungarische Sprache nicht so die Unterscheidung von Paprika und Chili wie wir in Deutschland. Hach, wie sehr wünschte ich, ich hätte auch einen Garten und würde in einer Gegend leben, wo solche Gemüsearten gut gedeihen und reifen könnten. Hach …

Nach dem Spaziergang war es auch schon fast Mittagszeit. Tante hatte noch Reste von Kohlrabisuppe übrig …

… und extra auf meinen Wunsch Paradicsomos káposzta gekocht mit frischem jungen Weißkohl aus dem Garten. Ein Träumchen!

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