Ungarisches Streetfood – Lángos

In meiner Wahrnehmung ist die ungarische Brotkultur nicht sonderlich divers. Zumindest meine Familie isst nur Weizenbrot… Einer Vielfalt wie hier in Deutschland mit Mischbrot, Roggenbrot, richtig dunklem Vollkornbrot bin ich dort noch nicht begegnet. Natürlich gibt es Kleingebäck wie Brötchen (irgendwie werden die dort auch sehr schnell oll) oder Kifli, also Hörnchen, die entweder pur mit Salz oder Kümmel bestreut sind. Kifli habe ich hier auch schon mal nachgebacken, immer noch sehr empfehlenswert *g*

Aber eine Besonderheit hat die ungarische Brotwelt: Lángos. Die gibt es in Ungarn ganz oft an kleinen Buden in den Städten oder auf Wochenmärkten, also Streetfood im klassischsten Sinne. Und das auch wirklich schon bevor der ganze Streetfood-Hype begann. Hier in Deutschland sind Lángos meist auf Volksfesten, Weihnachtsmärkten, Kirmes etc. zu finden. Haltet mal Ausschau danach!
Aber was sind Lángos denn jetzt genau? Es sind Fladen aus Kartoffel-Weizenmehl-Teig, die in tiefem Fett frittiert werden. Und aus diesem Teig kann man auch wunderbar Brot oder Brötchen backen, denn so entstanden die Lángos eigentlich. Früher wurden große Mengen Brotteig angesetzt, damit es auf Vorrat gebacken werden konnte (beim Dorfbäcker, zu Hause hatten die wenigsten einen Ofen) und wenn dann kleine Teigreste übrig waren, wurden die zu dünnen Fladen ausgerollt, entweder in der Restwärme des Ofens mit- oder im heißen Fett ausgebacken. In Ungarn kenne ich sie nur herzhaft, also entweder nur etwas Salz drauf streuen oder mit Knoblauchöl oder einer halben Knoblauchzehe bestrichen. Meine liebste Variante ist mit Saurer Sahne und geriebenem Käse. Und dann ist das schon eine ganze Mahlzeit für mich und kein kleiner Snack mehr *g* Mit der Zeit haben sich aber auch süße Varianten eingeschlichen: mit Marmelade (z.B. Pflaumenmus) oder Zimt-Zucker oder *michschüttel* Nutella … Aber die Geschmäcker sind ja unterschiedlich ;-)

Ich hatte immer so ein bisschen Manschetten davor, Lángos selbst zu machen. Ich stellte es mir unglaublich langwierig vor mit dem Frittieren (nein, ich habe als halbe Ungarin keine grundsätzliche Angst vor heißem Fett). Aber ist es gar nicht. Wenn man etwas plant und die Kartoffeln nicht erst 3 Minuten, bevor man essen möchte, kocht, ist der Teig relativ schnell geknetet. Klar, er muss gehen, aber es ist eh besser nichts alle 2 Minuten nach ihm zu sehen und kann getrost andere Sachen nebenher machen. Das Formen der Lángos ist auch wirklich einfach, nur kurz flach drücken und nach allen Seiten ausziehen. Das Bad im heißen Fett ist ebenfalls ruckzuck erledigt, sie benötigen nur wenige Minuten, so dass auch 8 Lángos für 4 Personen fix gemacht sind. Und dann können schon frische, heiße Lángos genossen werden. Ein Traum! Vielleicht mache ich mal den Teig und friere ihn portionsweise ein, damit ich auch für mich alleine so 1 oder 2 Lángos zum Abendbrot ausbacken kann *grübel*

Und ja, dies ist schon mein zweiter Beitrag zum 73. Bread Baking Day, der diesmal von Susanna von “Mehlstaub und Ofenduft” ausgerichtet wird. Danke für die Mühe! Ich bin gespannt, was da noch für Brote aus aller Herren Länder dabei sind!

Bread Baking Day #73 - Brot aus aller Welt / Breads around the world (last day of submission May 1, 2015)

Lángos – Ungarisches, frittiertes Brot

Zutaten für 8 Stück:
200 g gekochte Kartoffeln
500 g Mehl (405er oder 550er)
1 TL Salz
30 g frische Hefe (3/4 Würfel)
1 TL Zucker
200 ml lauwarmes Wasser oder Milch

Öl zum Ausbacken

Zum Belegen:
feinst gehackter Knoblauch
Saure Sahne
Geriebener Käse
Pflaumenmus (oder andere Marmelade)
Zimt-Zucker
Nutella

(1) Der Kartoffeln durch die Kartoffelpresse drücken oder mit einer Gabel fein zerdrücken. Mit dem Mehl und Salz vermischen.
(2) Die Hefe in ca. der Hälfte des lauwarmen Wassers mit dem Zucker auflösen und ca. 10 Minuten zur Seite stellen bis es anfängt leicht zu schäumen.
(3) Die Hefe mit dem restlichen Wasser zur Mehlmischung geben und mit der Küchenmaschine Stufe 1 (oder den Knethaken des Handrührers) ca. 5 Minuten kneten. Der Teig sollte nicht allzu klebrig sein. Zu einer Kugel formen und in einer mit Folie abgedeckten Schüssel an einem zugfreien Ort ca. 30 Minuten gehen lassen. Er sollte sich verdoppeln.
(4) Den Teig kurz durchkneten. Dann in acht Portionen teilen und diese zu kleinen Kugeln formen. Mit einem sauberen Küchentuch abdecken und nochmal 20-30 Minuten gehen lassen.
(5) In einem breiten Topf oder Pfanne so viel Öl geben, dass es ca. 2 cm hoch steht. Erhitzen bis sich an einem in das heiße Öl gehaltenen Holzlöffel/Holzessstäbchen kleine Blasen bilden.
(6) Die kleinen Teigbällchen mit dem Handballen etwas flacher drücken und dann nach allen Seiten ausziehen. Wenn man kein Nudelholz zum Ausrollen benutzt, bleibt mehr Luft drin und die Lángos somit fluffiger.
(7) Immer ein Lángos in das heiße Öl legen und so lange ausbacken, bis die untere Seite goldbraun ist. Das dauert nur wenige Minuten. Dabei wird sich der Teig in der Mitte aufwölben, damit er dort auch gart mit Hilfe einer Zange o.ä. den Lángos etwas ins Fett tauchen. Umdrehen und auch von der zweiten Seite goldbraun backen. Heraus heben, abtropfen lassen, auf Küchenpapier zwischen lagern.

Jetzt nach Belieben belegen.

Frisch genießen!

Quelle: leicht abgewandelt nach Burgonyás lángos

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23 Kommentare zu “Ungarisches Streetfood – Lángos

  1. hafensonne 29. April 2015 um 10:34 Reply

    Die Ungarin hier vor Ort hat ausdrücklich erklärt, den Lángos-Stand auf dem Weihnachts(respektive Oster-/Pfingst-)markt zu boykottieren, weil der auch süße Lángos anbiete. Das gehe gar nicht!

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    • Anikó 29. April 2015 um 10:38 Reply

      Also boykottieren würde ich es nicht, wenn mir mal danach wäre und ja, die Deutschen mögen sie gerne süß, aber so lange sie auch Saure Sahne und Käse im Angebot haben, bin ich dabei :)

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  2. Shermin 29. April 2015 um 10:56 Reply

    Ahhh! Ich liebe Lángos! (Und habe dazu einen fertigen Artikel in der Schublade rumfliegen… ;)) Früher, im brav sozialistischen Urlaub am Balaton gab’s das immer am Strand – natürlich mit Saurer Sahne und Käse drauf. Fällt bei mir auch unter geliebtes Comfordfood aus der Kindheit. An die Hörnchen und das Graubrot erinnere ich mich auch zu gut… der Grundstein für meine Abneigung gegen Kümmel. ;)
    Ich meine mich aber tatsächlich auch an Varianten mit Pflaumenmus zu erinnern – vielleicht war das uns Touris geschuldet? Aus frittierender Neugier: Ich mache Lángos immer nur aus Mehl. Ist das total falsch? Kommen da wirklich grundsätzlich Kartoffeln rein oder ist das nur eine Option?

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    • Anikó 29. April 2015 um 10:59 Reply

      Ach, es gibt auch genug Rezepte nur mit Mehl. Aber ich glaube, früher wurde der Brotteig wirklich oft mit Kartoffeln gemacht, zum einen zum Strecken und er bleibt mit denen saftiger, deswegen glaub ich, dass es die traditionellere Variante ist. Ich hab mich auch mal mit einem Lángosbudenbetreiber in Kassel unterhalten und der hat auch immer nur Kartoffelteig benutzt :-)

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  3. Shermin 29. April 2015 um 11:03 Reply

    Okay, werde dein Rezept demnächst einer hungrigen Prüfung unterziehen. ;)

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  4. Sus 29. April 2015 um 11:55 Reply

    Danke für das Rezept – Lángos wollte ich auch schon immer selbst machen. Meine Lieblingsvariante ist mit Salz & Knoblauch. Ich habe einmal mit Schmand und Käse probiert und wäre daran beinahe geplatzt. ;-) Süß muss nicht sein…

    Liebe Grüße, Sus

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  5. Susanne 29. April 2015 um 12:10 Reply

    Oh….danke….ich habe mich immer gefragt, wie der Teig wohl gemacht wird….dann kann ich ja jetzt :-)
    ….und auch als Nicht-Ungarin….süß? Neeee…..

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  6. sanftmut 29. April 2015 um 15:47 Reply

    In Tschechien gab es Lángos mit Ketchup, grüner Knoblauchpaste und Käse :) Das war etwas gewöhnungsbedürftig, aber irgendwann wurden wir süchtig danach.

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    • hafensonne 29. April 2015 um 16:15 Reply

      Na, da fällt mir doch glatt die polnische Variante Zapiekanka ein… 1993 für damals umgerechnet 20 Pfennig auf dem Markt in Kraków :-D

      http://de.wikipedia.org/wiki/Zapiekanka

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      • Anikó 29. April 2015 um 16:17

        Ah cool, das kannte ich noch gar nicht. War aber auch erst einmal in Polen, für geschätzte 40 Minuten…

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  7. marco 29. April 2015 um 17:05 Reply

    Mmhh… die Dinger habe ich damals auf meinem Budapest-Trip nahezu täglich in mich reingestopft :) Meine Lieblingsvariante ist mit Knoblauchöl und Paprikapulver bestreut. Sooo gut! Daheim habe ich irgendwo ein Rezept niedergekritzelt, welches ich mal irgendwo entdeckt habe. Werde später mal einen Vergleich mit deinem hier machen, aber ich glaube meines hat keine Kartoffeln drin. Scheint ein No-Go zu sein ;) Wird alsdann sofort ausgetauscht mit deinem! Und dann muss ich mich bloss endlich mal dazu aufraffen die Dinger auch wirklich zu kochen :)

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    • Anikó 29. April 2015 um 17:12 Reply

      Die Kartoffeln zu kochen oder tatsächlich die Lángos auszubacken? Wie erwähnt, es ist tatsächlich schneller gemacht als man denkt :-)

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  8. kormoranflug 29. April 2015 um 18:21 Reply

    in der Oberpfalz sind das „Auszogne“ ausgezogene halt.

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  9. mehlstaub&ofenduft 29. April 2015 um 20:55 Reply

    Oh, Anikó! Da hast du dir aber auch nochmal richtig Mühe gemacht! Das Rezept ist klasse! Tausend Dank für deinen zweiten Beitrag! Liebste Grüße, Susanna

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    • Anikó 29. April 2015 um 20:59 Reply

      Das hab ich wirklich gerne gemacht. Es hat sich irgendwie fast von alleine geschrieben :-) Und freut mich, dass Dir das Rezept gefällt!

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  10. Lieblingstante 1. Mai 2015 um 11:11 Reply

    Ich habe noch das Làngos Rezept von deiner Oma, da waren auch nur Kartoffeln drin. Vor langer Zeit (gefühlte 30 Jahre) habe ich sie auch mal selber gemacht aber fertig gekauft ist einfacher und sie schmecken auch mit Knoblauchöl am Stand.

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  11. zorra 7. Mai 2015 um 09:12 Reply

    Die sehen so lecker aus! Ich komm mal bei dir vorbei, weil frittieren mag ich zu Hause so gar nicht. ,-)

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    • Anikó 7. Mai 2015 um 22:16 Reply

      Du hast es doch sogar perfekt, dass Du es jederzeit draußen machen könntest :-) Die Frau meines einen Cousins hat sich extra eine kleine ‚Sommerküche‘ bauen lassen draußen, weil sie keine Essensgerüche im Haus mag…
      Aber ansonsten, komm her. Ich mache Dir gerne welche :-)

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  12. Barbara (Barbaras Spielwiese) 11. Mai 2015 um 17:09 Reply

    Ich LIEBE Lángos!!!

    Auch wenn ich immer noch nicht wirklich in Ungarn war (außer mal ganz kurz und klar habe ich dort welche gegessen), Lángos ist mein Standard-Streetfood auf irgendwelchen Märkten, Veranstaltungen usw., wenn es welche gibt. Das ist oft auch das einzig vegane, wenn man die saure Sahne weglässt oder wenigstens vegetarisch, umgeben von lauter Bratwurstbuden. :-)

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  13. […] Den Link zum Rezept findest du hier: Anikó’s Langós […]

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  14. […] musiziert wurde, kam doch wieder ein kleines Hüngerchen! Erstaunlich! Im Vorfeld wurden sich Lángos gewünscht, dessen Teig ich schon am Vorabend angesetzt hatte. Geht gut und der Lángos ist noch […]

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  15. […] und spannende Neuinterpretationen von bekannten Gerichten. Ich flirte zum Beispiel regelmäßig mit Langos – zum selbst machen konnte ich mich allerdings noch immer nicht durchringen. Ein Besuch lohnt […]

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