Archiv für den Monat Juli 2009

Botany for Beginners: Nasturtium officinale ~ Brunnenkressen plus Zubereitungsempfehlung

Jetzt im Urlaub komme ich endlich mal dazu meine liegen gebliebenen Artikel aufzuarbeiten. So sitze ich hier bei meiner Cousine im schönen Brandenburg an der Havel (Bericht darüber wird es auch geben), lasse es mir gut gehen, besuche die in der Nähe wohnende Verwandtschaft und guck‘ mir die Umgebung an. Dienstag Magdeburg, Donnerstag (heute) Potsdam mit dem UNESCO-Weltkulturerbe Sansoussi :-)

Aber erstmal zur Abarbeitung der Umfrage-Ergebnisse:
Die dritte Exkursion mit unseren Studenten führte uns südöstlich von Kassel ins östliche Meißner Vorland, in das wirklich richtig, echt wunderschöne Naturschutzgebiet „Kripp- und Hielöcher“. Worum es sich dabei handelt, was es so besonders macht, wie es dort aussieht, kommt im nächsten Beitrag. Jetzt wollte ich endlich mal wieder ein Pflänzchen vorstellen und noch viel wichtiger ist ein zugehöriges, wenn auch schnelles Rezept (Rezepte sind echt kurz gekommen in letzter Zeit, sorry!), da man das Pflänzchen auch gut essen kann :-)

Unter anderem fanden wir im Naturschutzgebiet auch zwei Quellen (idyllisch, nicht?),

aus denen sehr kalkhaltiges, kaltes Wasser an die Erdoberfläche trat. Chemische Details erspar ich Euch mal, obwohl das schon ziemlich spannend war ;-) Jedenfalls wuchs in der einen Quelle ein regelrechter Teppich

aus Brunnenkresse (lat. Nasturtium officinale). Das Detailbild oben zeigt sehr schön, dass es ein Kreuzblütengewächs mit weißen Blütchen und gefiederten Blättern (zwei bis vier Fiederpaare) ist. Ihre  runden Stengel sind hohl und stehen wirklich im fließenden Wasser. Eine Besonderheit ist, dass sie grün, also mit Blättern überwintert, was besonders in Zeiten der Skorbut von Vorteil war, da man sie auch schon im Winter ernten konnte und so einen guten Vitamin C-Lieferanten hatte. Weiterhin enthält sie viel Vitamin A, B1, B2 und Niacin, außerdem noch die wichtigen Mineralstoffe Kalzium, Eisen, Kalium, Natrium. Sie ist äußerst kalorienarm (falls das jemanden interessiert: 19 Kalorien je 100 g Blätter) und galt schon zu historischen Zeiten als Aphrodisiakum, appetitanregend, stoffwechselfördern, harn- und wehentreibend. Schon beeindruckend, was so ein unscheinbares Pflänzchen zu bewirken vermag! Die Blätter bekommen ihren leicht scharfen, bitteren Geschmack vor allem durch das Senfölglykosid Gluconasturtiin. Nur so als sinnlose Information, die vielleicht mal bei Quizshows hilfreich sein könnte ;-)

Ich konnte dieser Pracht natürlich nicht widerstehen und rupfte einige (oder auch mehr) der Blätter ab. Ja, ich weiß, man soll keine Blätter mehr von Wildpflanzen ernten, wenn sie schon blühen. Aber wie Ihr seht, haben die auch gerade erst angefangen zu blühen und standen noch nicht in voller Pracht. Jedenfalls hatte ich ein schönes Tütchen beisammen und machte mich auf die Suche nach passenden Rezepten. Zu Hause hab ich dann festgestellt, dass meine gesammelte Menge nicht mal für eine Portion von Brunnenkressesuppe reicht. Mist! Ich verschätze mich jedesmal, wenn es um das Gewicht von Blattgemüse geht, muss mich da mal wirklich eichen …

Naja, also etwas anderes. Da ich noch ein paar Streifen Bacon im Kühlschrank hatte und ein einsamer Apfel in der Obstschale seiner Verwendung harrte, wurde kurzerhand ein kleiner, aber sehr feiner Salat daraus gezaubert.

Das fruchtige süß des Apfels passte auch wirklich richtig gut mit dem Räuchergeschmack des knusprigen Bacons zu den scharfen Brunnenkresseblätter. Abgerundet wurde das ganze durch ein simples Zitronensaft-Olivenöl-Dressing. Wirklich empfehlenswert zum nachkochen (naja, eher nachschnippeln)! Ich denke, wenn keine Brunnenkresse vorhanden ist, werde ich das nächste Mal auf Rucola zurückgreifen, der hat ja auch einen hohen Anteil an Senfölen, die ihn schön scharf schmecken lassen :-)

Brunnenkresse-Apfel-Bacon-Salat

Zutaten für 1-2 Portionen:

3 handvoll Brunnenkresse-Blätter, verlesen, gewaschen, geschleudert
1/2 Apfel, etwas gröber gewürfelt
10 Scheiben Bacon, in längliche Streifen geschnitten

2 EL Zitronensaft
6 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer
Prise Zucker

Den Bacon in einer Pfanne auslassen bis er knusprig wird. Die Brunnenkresse-Blätter auf einer Salatplatte auslegen und die Apfelwürfel schnieke darüber verteilen.
Den Zitronensaft mit Salz, Pfeffer und Zucker in einer kleinen Schale (oder Marmeladenglas mit Deckel) verrühren. Dann das Olivenöl zufügen und so lange verrühren (oder im Marmeladenglas schüteln) bis ein homogenes Dressing entstanden ist. Dieses über die dem Salat verteilen. Mit den knusprigen Speckwürfelchen bestreuen und sofort servieren!

Geschmack: +++
Zeit: +
Zutaten: +++
Schwierigkeitsgrad: +

Nächstes Jahr muss ich unbedingt wieder dorthin und ein paar mehr Blätter sammeln. Ist schon praktisch, wenn man durch die Arbeit ergiebige Jagdgründe für Wildpflanzen kennenlernt *g*

Reklame für Ungarn: Esztergom

Blick auf die Basilika von der Donau aus

Blick auf die Basilika von der Donau aus

Was kommt Euch als erstes in den Sinn, wenn ihr das Wort „Ungarn“ hört? Meistens sind es Begriffe wie Budapest, Plattensee, Pußta und Paprika. Die üblichen Klischees halt ;-) Dabei hat Ungarn noch soviel mehr zu bieten und zumindest einen kleinen Teil, nämlich den wo meine Familie herkommt, möchte ich in loser Reihe vorstellen :-) Es gibt noch so viele andere schöne Ecken und Städte wie zum Beispiel Eger, Debrecen, Szeged oder Pécs. Ich schweife ab …

Die erste Stadt, die ich nach meiner Ankunft immer besuche, ist Esztergom. Eine verträumte kleine Stadt  (ca. 30 000 Einwohner) knapp 20 km nordöstlich von unserem Familiendorf. Esztergom liegt im Nordwesten Ungarns, etwa 50 km entfernt von Budapest, direkt an der Donau, die gleichzeitig die Grenze zur Slowakei bildet. Wenn man vor der Basilika steht, der größten Kirche Ungarn, und das zufällig zur Sonnenuntergangszeit, sieht man auf der anderen Seite schon die slowakische Stadt Sturovo (oder Párkány auf ungarisch) im schönsten Frühlingssonnenuntergang.

Esztergom ist eine der ältesten Städte Ungarns und war seit etwa dem 10. Jahrhundert Sitz der Großfürsten Ungarns und bis Ende des 12. Jahrhunderts einer der Hauptsitze der ungarischen Könige. Noch viel länger war und ist Esztergom Hochburg des katholischen Kirche in Ungarn. Es war jahrhundertelang Sitz des/eines Erzbischofs (Kenne mich mit deren Formalitäten nicht aus, gibt es da mehrere von?), wobei das Erzbistum schon um 1000 von Stefan I., dem Nationalheiligen und ersten König von Ungarn dort gegründet wurde. Die heutige Basilika steht auf einigen anderen Kirchen, von denen die erste von besagtem Nationalheiligen erbaut wurde (also nicht persönlich, aber Ihr wisst schon wie ich das meine *g*). Nachdem die Kirchen einige Male zerstört wurden, etwa im 12. Jahrhundert oder zur Zeit der türkischen Belagerung (16. Jahrhundert). 1822 begannen die Bauarbeiten zur jetzigen Kathedrale, die mit 100  m Höhe das höchste Gebäude Ungarns und der viertgrößte Kirchenbau Europas ist. Der erste Bauherr war ein János Packh, der die Kathedrale im neoklassizistischen Stil erbaute und sich am Petersdom in Rom orientierte (sehr offensichtlich, finde ich). Er wurde 7 Jahre ermordet und es folgten zwei weitere Bauherrn,  so dass die Einweihung/Eröffnung der Kirche am 31. August 1856 gefeiert wurde, mit einem Stück, dass Franz Liszt extra dafür schrieb und auch bei den Feierlichkeiten selbst dirigierte.
Leider hab ich keine Photos vom Innenraum gemacht, da dort eine sehr schöne Kapelle aus rotem „Marmor“ (ist kein echter, heißt nur so, aber trotzdem sehr schönes Gestein) ist, der nur in einem kleinen Dorf in der Nähe abgebaut wird. Falls mal jemand in der Nähe sein sollte, man kann auch auf die Kuppel der Basilika gehen und hat von dort aus einen wundervollen Blick aufs Umland. Allerdings sollte man schon schwindelfrei sein,  aber es lohnt sich definitiv!

Esztergom – Basilika und Burg

In der Basilika gibt ein auch ein kleines Museum, in dem man die Schätze des Erzbistums bestaunen kann. Hoch zur Burg und der Basilika kann man entweder über die Stadt berghoch gehen oder von der Donau aus den sogenannten „Katzenweg“

ein enger, steiler Weg, der aber trotzdem ganz niedlich ist und man einen schönen Blick über die Donau hat.

Im Hintergrund sieht man die Maria-Valeria-Brücke, die Ungarn mit der Slowakei verbindet. Seit die Originalbrücke 1895 eröffnet wurde, wurde sie auch schon zweimal zerstört. Einmal 1920 und zum zweiten Mal im Dezember 1944, als sich die deutschen Truppen zurückogen und sowieso alle möglichen Brücken zerstörten, die ihnen in den Weg kamen. Danach zog sich der Neuaufbau hin, bis ins Jahr 2000. Die neue 500 m lange Brücke wurde 2001 eröffnet und seitdem kann man wieder unkompliziert in die Slowakei und zurück. Gleichzeitig sorgte dies für eine Belebung der Wirtschaft und Industrie in der Region, wasn Wunder ;-)

Ein Platz den sie in den letzten Jahren restauriert und teilweise neu konzipiert haben, ist der Széchenyi tér (Széchenyi = bedeutender ungarischer Politiker des 19. Jahrhunderts, tér = Platz).

Dieser Platz war schon im Mittelalter der Hauptplatz der Stadt und auch heute noch sitzen hier die wichtigsten Institutionen der Stadt, wie das Rathaus (gelbe Gebäude im Hintergrund), Post oder Banken.

Szechényi tér – Linke Häuserzeile

Leider kann ich keine Restaurant- oder Café-Tipps geben, weil ich eigentlich immer bei der Verwandtschaft speise, aber im Sommer lohnt sich der Wochenmarkt definitiv. Er ist immer dienstags und freitags bis zum frühen Nachmittag geöffnet. Dort kann man dann alles an frischem Obst und Gemüse erstehen, was das Herz begehrt: Pfirsiche, Tomaten, Paprika, Melone, Mais, Bohnen … Wenn ich nicht sowieso fast alles frisch aus den Gärten der Verwandtschaft kriegen würde, ich würde mich nur dort versorgen *g*

Also, für alle Touristen, die Budapest besuchen, lohnt sich Esztergom für einen Tagesausflug allemal. Fahrt ruhig mal hin, ich kann es wirklich empfehlen!

Für die, die es interessiert, noch ein paar mehr Photos hier.

Anmerkung: Können alle die Photos sehen? Hab mich an Houdinis Anweisungen gehalten und hoffe es hat geklappt!

Sightseeing-Tipps erbeten

Ich benötige mal die Hilfe meiner weitgereisten Leserschaft: ich brauche Eure Tipps für meine kommenden Besuche in zwei Städten. Problem dabei, ich bin jeweils nur einen Tag dort :-/

Nächsten Sonnabend werde ich mit 9 andere Leuten einen Tag in Heidelberg verbringen. Es sind hauptsächlich amerikanische Studenten und bei denen scheint Heidelberg als Pflichtbesichtigungsprogramm bei Deutschlandaufenthalten zu gelten ;-) Und da ich die Stadt auch noch nicht kenne und überprüfen möchte ob diese Pflichtübung gerechtfertigt ist, schließe ich mich mal unauffällig an :-) Deshalb: was sollte man unbedingt gesehen haben, wenn man nur 8,5 Stunden Zeit hat und in einer größeren Gruppe unterwegs ist? Gibt eine (wie nennt man die Region in der Heidelberg liegt?) Spezialität, die ich unbedingt kaufen, kosten, testen sollte?

Als zweites steht ein Tag in München Ende Juli auf dem Programm, dort sind es auch wirklich fast genau 24 Stunden ;-) Diesmal nur zu zweit … Was kann man sich als Foodie angucken, was sollte man als normaler Tourist gesehen haben?

Bin für Tipps jedweder Art dankbar! Hab da großes Vertrauen in Euch :-)

Sommerloch mit Wiederholungen

Sommerzeit: Schüler haben Ferien, Familien/Einzelpersonen fahren in den Urlaub, Botaniker arbeiten … Trotzdem wird hier gekocht und zwar solche Gerichte, die für mich untrennbar mit Sommer verbunden sind, meine „Sommerbegrüßungsessen“ ;-) … Ich habe sie alle schon mal hier vorgestellt, aber weil damals ja kaum einer hier las, möchte ich sie der geneigten Leserschaft nochmal ans Herz legen:

Lecsó/Letscho

Letzten Freitag die ersten ungarischen Spitzpaprika im Supermarkt entdeckt und sofort die Essenspläne über’n Haufen geschmissen. Wenn diese Paprikas gibt, können mir andere Sorten eigentlich gestohlen bleiben ;-)  Nutzt die Gelegenheit und kostet sie mal :-) Fürs Letscho benötigt man nur drei Grundzutaten und das Ergebnis ist ein wirklich grandioser Geschmack! Probiert es dringendst aus! Ich werde mich diesen Sommer nach neuen Rezepte mit den aromatischen Spitzpaprika umsehen.

Kalte Tomatensauce

Mittlerweile ist es Standard in meiner Küche, das perfekte Sommer-Feierabendessen, während die Nudeln kochen schnell die Tomaten raspeln und restlichen Zutaten einrühren. Fertig! Und dadurch, dass die Sauce kalt ist, kühlen sich die Spaghetti ab und sind auch bei hohen Temperaturen genießbar :-)

Fenchel-Melonen-Salat

In unseren Kleinstgarten wurde der Fenchel reif und da ziemlich viel davon auf der Miniparzelle stand und sowohl die Mitgärtnerin als auch die Parzellennachbarinnen nicht wirklich Ahnung hatten, was sie damit anstellen sollten, hab ich die drei zu einem Fenchelessen eingeladen. Als kalte Beilage gab es diesen wirklich erfrischenden Salat, der auch solo als Abendessen sehr gut, ja geradezu großartig, funktioniert!

Natürlich probiere ich kochtechnisch auch neue Sachen aus und habe prinzipiell das Einkochen für mich entdeckt, wenn es nicht an den fehlenden Gläsern hapern würde *seufz* Also wenn jemand partout nicht weiß, was er mit seinen leeren Marmeladengläser machen soll, ich bin gerne bereit sie neu zu füllen *g* Und im Urlaub werden dann die Artikel aufgearbeitet :-)